Prozessorientiertes Wissensmanagement
Als prozessorientiertes Wissensmanagement können Ansätze im Wissensmanagement bezeichnet werden, die sich an den Prozessen der Organisation orientieren. Damit kann die wissensorientierte Gestaltung von Prozessen (z.B. wissensorientiertes Projektmanagement), die Anwendung spezieller Methoden im Prozess (z.B. Project Debriefing beim Abschluss von Projekten) oder die Unterstützung von Prozessen durch Wissensinfrastruktur (z.B. Wiki zur Ideensammlung im Innovationsprozess) gemeint sein.
Prozessorientierter Ansatz in Organisationen
Nach ISO 9001 kann "die Anwendung eines Systems von Prozessen in einer Organisation, gepaart mit dem Erkennen und den Wechselwirkungen dieser Prozesse sowie deren Management, als „prozessorientierter Ansatz“ bezeichnet werden". Ein Prozess ist dabei definiert als "eine Tätigkeit, die Ressourcen verwendet und die ausgeführt wird, um die Umwandlung von Eingaben in Ergebnisse zu ermöglichen. Oft bildet das Ergebnis des einen Prozesses die direkte Eingabe für den nächsten.". werden.
Hartmut Binner beschreibt in seinem Buch Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation den übergang vom ersten industriellen Paradigma Funktionsorientierung hin zum zweiten industriellen Paradigma der Prozessorientierung.
Im prozessorientierten Wissensmanagement sieht man gelente Prozessorientierung in der Organisation als kritischen Erfolgsfaktor, weil
- nur durch die Anwendung von Prozessen systematisch mit der Ressource Wissen umgegangen werden kann.
- wichtiges prozedurales Wissen (know-how) über Prozessdokumentationen (z.B. Verfahrensanweisung, Checkliste, Tutorial) verteilt werden kann.
- wichtiges deklaratives Wissen (know-what) durch eine Wissenslandkarte entlang der Prozessstruktur sichtbar gemacht werden kann.
Üblicherweise unterteilt man Prozesse in die Gruppen FÜhrungs-, Kern- und Unterstützungsprozesse. Die Kernprozesse (z.B. Produktion, Beratung) haben den Zweck, die Produkte der Organisation effizient herzustellen. Die Unterstützungsprozesse sorgen dafür, dass die Kernprozesse reibungslos ablaufen können. Die wichtigste Aufgabe der Führungsprozesse ist es, den Zweck der Organisation zu definieren und daraus die notwendigen Produkte sowie Kern- und Unterstützungsprozesse abzuleiten.
Ansätze prozessorientierten Wissensmanagements
Gestaltung wissensintensiver Prozesse
Im Folgenden eine Sammlung von Beispielen, wie Prozesse wissensorientiert gestaltet werden können. Die Gruppierung der Prozesse richtet sich dabei an der in der ISO 9001 üblichen Aufteilung nach Führungs-, Kern- und Unterstützungsprozessen.
Führungsprozesse:
- Organisationsentwicklungsprozess
- Strategieprozess
Kernprozesse:
- Beratungsprozess
- Innovationsprozess
- Kundendienst
- Marketingprozess
- Produktentwicklungsprozess
- Projektmanagementprozess
- Vertriebsprozess
Unterstützungsprozesse:
- Competitive Intelligence (z.B. Marktbeobachtungsprozess)
- Interner Kommunikationsprozess
- Personalprozess
- Qualitätssicherungsprozess
Methoden für prozessorientiertes Wissensmanagement
Folgende Methoden werden im Kontext des prozessorientierten Wissensmanagements häufig angewendet:
- After Action Review
- Balanced Scorecard
- Benchmarking
- Debriefing (Expert Debriefing, Team Debriefing, Project Debriefing)
- DMAIC aus Six Sigma
- Getting Things Done
- GPO WM
- Hoshin Kanri
- PDCA-Zyklus
- Prozessablaufdiagramm (auch Swim Lane Diagramm)
- Prozesslandkarte (z.B. in Kombination mit Wissenslandkarte)
- Wertstromanalyse
- Wissensbilanz made in Germany
Wissensinfrastruktur für prozessorientiertes Wissensmanagement
- Prozessportale
- Wiki-Systeme
- Workflow-System
Prozessorientierte Wissensmanagement-Modelle
- Bausteine des Wissensmanagements
- Cogneon Wissensmanagement-Modell
- EFQM Excellence Model
- GfWM Wissensmanagement-Modell
- House of Process Knowledge
- Knowledge Spiral
- Modell eines prozessorientierten Qualitätsmanagementsystems
- Siemens holistic KM Solution
- Prozess-Reifegradmodelle (CIMM, CMM, CMMI, KMMM, People-CMM, SPICE)
- Münchener Modell
- Wissensmanagement Referenzmodell des Fraunhofer IPK
Veranstaltungen
Who is Who
Siehe auch
Literatur
- Frédéric Thiesse: Prozessorientiertes Wissensmanagement: Konzepte, Methode, Fallbeispiele (Dissertation).
- Hartmut Binner: Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation.
- Hartmut Binner: Pragmatisches Wissensmanagement.
- Norbert Gronau: Prozessorientiertes Wissensmanagement: Strategien, Methoden, Erfahrungen und Werkzeuge.
- Peter Heisig: Integration von Wissensmanagement in Geschäftsprozesse (Dissertation).
- Ulrich Remus: Prozeßorientiertes Wissensmanagement] (Dissertation).
Hinweis: siehe auch Literaturliste Prozessorientiertes Wissensmanagement.
Weblinks
- Cogneon White Paper - Prozessorientiertes Wissensmanagement
- Ulrich Remus: Referenzmodellierung im prozessorientierten Wissensmanagement
- Ulrich Remus, Stephan Schub: Prozeßorientiertes Wissensmanagement in der Praxis.
- Holger Nohr: Geschäftsprozessorientiertes Wissensmanagement mit Unternehmensportalen
- Knowledge to Process 2007
Hinweis: siehe auch Linkliste Prozessorientiertes Wissensmanagement.