Wissensmanagement als integraler Bestandteil der Unternehmesberichtserstattung bei EnBW

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Dieser Artikel wurde auf Basis eines Vortrages von Dr.-Ing. Kay Alwert (Geschäftsführer alwert GmBh & Co. KG), Ulrich Schmidt (Projektleiter Wissensmanagement, EnBW Energie Baden-Württemberg AG) und Dr. Manfred Bornemann (Geschäftsführer IAC GmbH), im Rahmen der KnowTech 2010 erstellt.

Situations- und Problembeschreibung

"Unternehmen werden auch heute noch meist auf Basis von finanzorientierten Informationen bewertet und gemanagt. Dabei wird ein großer Teil des existierenden, aber im Rahmen der traditionellen Finanzkommunikation schwer darstellbaren immateriellen Unternehmenswerten vernachlässigt. Die daraus resultierende Informationsasymmetrie zwischen Unternehmen und deren Stakeholdern führt häufig zu Fehleinschätzungen in der Bewertung der Zukunftsaussichten und Bonität, was im schlimmsten Fall zur Fehlallokation von erforderlichen Investitionsmitteln führt. Die externe Berichterstattung über weiche Erfolgsfaktoren, so die Meinung der Fachwelt [...], kann helfen diese Bewertungslücke zu schließen" [1]

Zweck und Ziele

"In den letzten Jahren hat die Gesetzgebung auf den Missstand der fehlenden Einbeziehung immaterieller Werte in die Unternehmensbewertung reagiert. So wurden bereits im September 1998 im Internationalen Accounting Standard Festlegungen zur Bilanzierung von "Intangible Assets" getroffen und Empfehlungen für den Umgang mit nicht aktivierungsfähigen immateriellen Vermögenswerten ausgesprochen [...]. Mit dem deutschen Rechnungslegungsstandard DRS 12 "Immaterielle Vermögenswerte des Anlagevermögens" und DRS 15 zur Lageberichterstattung [...]hat er Deutsche Gesetzgeber ebenfalls Empfehlungen für die Rechnungslegung von immateriellen Vermögenswerten und einen erweiterten Lagebericht herausgegeben. Beide Standards legen fest, dass immaterielle Vermögenswerte bei einem ordentlichen Jahresabschluss zu berücksichtigen sind. Durch zahlreiche schwer zu erfüllende Kriterien, wie eindeutige Identifizierbarkeit und selbstständige Verkehrsfähigkeit, sind jedoch weiterhin nur sehr wenige immaterielle Vermögenswerte in der Bilanz direkt aktivierbar. Für alle weiteren empfehlen die Standards, allen voran der DRS 15, einen Ausweis im Lagebericht, also im Anhang an die Bilanz. Im DRS 12 wir hierfür auch explizit der Terminus "Intellektuelles Kapital" verwendet. Mit der Empfehlung des intellektuellen Kapitals im Lagebericht auszuweisen, folgt das Deutsche Rechnungslegung Standard Committee (DRSC) dem Vorschlag der Schmalenbach Gesellschaft[...]. Der DRS 15 geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt alle Informationen auszuweisen, um "Informationsasymmetrien zwischen den Adressaten der Rechnungslegung und der Unternehmensleistung" zu reduzieren [...]. Hierzu wird empfohlen, das intellektuelle Kapital mittels Indikatoren zu quantifizieren. Trotz der angepassten Rechnungslegungsstandards bleiben weiterhin zahlreiche Informationen und den tatsächlichen vorhandenen immateriellen Werten eines Unternehmene. Um diese Defizite in der Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte zu beseitigen, haben einige Länder Rahmenwerke veröffentlicht, welche die Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte empfehlen" [1]

Vorgehensweise

"Seit 2005 nutzt die EnBW im Rahmen ihres Wissensmanagements die Wissensbilanz - Made in Germany, um ihr Intellektuelles Kapital zu bewerten und zu entwickeln. Die Wissensbilanz ist also, ganz dem "Management Approach" folgend, zu aller erst ein internes Managementinstrument [...]. Dabei wird über die drei Geschäftsfelder Strom, Gas und Service in zwölf Gesellschaften das Intellektuelle Kapital erfasst und anschließend zu einer Konzernauswertung konsolidiert [...]. In dezentral durchgeführten Workshops werden die neun Standardeinflussfaktoren des Intellektuellen Kapitals aus den Bereichen Human-, Struktur-, und Beziehungskapital hinsichtlich ihrer Qualität, Quantität und Systematik diskutiert, bewertet, begründet und dokumentiert [...]. Je Bilanzierungszyklus werden hierfür mehr als 100 repräsentativ ausgewählte Mitarbeiter in die Bewertung des Intellektuellen Kapitals eingebunden. 2009 wurde die Personenbasis auf rund 150 Personen erweitert, da die Kraftwerksgesellschaft an allen Kraftwerksstandorten und die Vertriebsgesellschaft für ihre beiden Geschäftsbereiche B2B und B2C eigene Wissensbilanzteams eingesetzt haben, um die teilweise sehr spezifischen Themen detaillierter bearbeiten zu können. Am Ende steht eine vollständige Beschreibung des Status Quo des Intellektuellen Kapitals pro Gesellschaft und nach der Konsolidierung auch für den Konzern. Dadurch entsteht eine qualitative Datenbasis, die mit über 750 Seiten Umfang eine wertvolle Quelle für Erkenntnisse zur Steuerung des konzernweiten Intellektuellen Kapitals bietet. Dem Management Approach folgend, wird diese für die Steuerung des Unternehmens verwendete interne Datenbasis auch dazu genutzt, die Nachprüfbarkeit der Wissensbilanzergebnisse für den Wirtschaftsprüfer sicherzustellen, was notwendig wird, wenn die Fakten in den Lageberichten einfließen. Hierzu werden die wesentlichen Ergebnisse der in den einzelnen Gesellschaften umgesetzten Wissensbilanzen zusammengefasst. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Nachweis der Repräsentativität, der Einhaltung des korrekten Verfahrens sowie der Dokumentation aller erhobenen Zahlen. Wirtschaftsprüfer können damit überprüfen, ob die n den Geschäftsbericht eingeflossenen Zahlen in einem transparenten, nachvollziehbaren Verfahren entstanden sind. Dies ist seit 2008 notwendig Denn zu diesem Zeitpunkt hat EnBW damit begonnen, die Entwicklung ihres Intellektuellen Kapitals im Geschäftsbericht offen zulegen. Mit dem Geschäftsbericht 2009 werden nun die Kernaussagen der Wissenensbilanz im Lagebericht, also im Hauptteil des Geschäftsberichtes dargestellt [...], damit sich auch Investoren umfassender über Status und Entwicklung im Intellektuellen Kapital informieren und sich ein möglichst vollständiges Bild zur Lage des Unternehmens machen können. Die Kommunikation zum Kapitalmarkt hat im Lauf der Jahre einen deutlichen Wandel vollzogen. Hat sich EnBW im Geschäftsbericht 2005 noch darauf beschränkt,zu erwähnen, dass es Wissensmanagement und Wissensbilanzierung gibt, wurde 2006 erste Details, 2007 Ergebnisse aus dem Maßnahmenmanagement und 2008 Zeitreihen über die Entwicklung des Intellektuellen Kapitals publiziert. Im Geschäftsbericht 2009 werden erstmals wesentliche Aussagen aus der Wissensbilanz in die reguläre Struktur des Lageberichts integriert und konform zu den gesetzlichen Anforderungen der Rechnungslegung [...] und der Wirtschaftsprüfer berichtet. Unter der Überschrift "Nicht bilanzierte immaterielle Vermögenswerte" gibt es neben der detaillierten Beschreibung des Struktur- und des Beziehungskapitals auch qualitative Aussagen zur Entwicklung der Faktoren, welche die Interpretation der Zeitreihen erleichtern [...]. Aussagen zum Humankapital finden sich im Lagebereich unter der Überschrift "Mitarbeiter". Dort werden alle Zahlen, Fakten und strategischen Programme zur Mitarbeiterentwicklung gelistet und am Ende durch die Wissensbilanzergebnisse bewertet und abgerundet. Dies zeigt die oben empfohlene Integration der Wissensbilanz in die bewährte und bei Finanzanalysten etablierte Struktur des Geschäftsberichtes. Das Feedback zeigt, dass die EnBW damit einen richtungsweisenden Weg eingeschlagen hat" [1]

Ergebnisse

Was sind die wichtigsten Ergebnisse (erwünscht/unerwünscht) aus der Vorgehensweise? ...

Lessons Learned

"Die EnBW hat gezeigt, dass die Ergebnisse des Wissensmanagements als Wissensbilanz in die Unternehmenskommunikation integriert werden und damit einen externen Mehrwert für das Unternehmen erzeugen können. Das Vorgehen zeigt aber auch, dass es einen behutsamen Einstieg erfordert, bevor sensible interne Ergebnisse der Wissensbilanzierung in den Lagebericht einfließen. Zuerst müssen alle Stakeholder Vertrauen zum verwendeten Instrumentarium entwickeln. Dies kann in großen Unternehmen unter Umständen einige Zeit dauern, wie der Weg der EnBW zeigt. Umso wichtiger ist es frühzeitig damit anzufangen und vor allem die Führungsebene mit den Ergebnissen des Wissensmanagements in deren Sprache vertraut zu machen. Dies Wissensbilanz hat sich in der EnBW dafür als geeignet erwiesen, insbesondere seit die Controllingsicht in Form von mehrjährigen Zeitreihen dazu gekommen ist. Denn dadurch wurde es möglich den Einfluss von großen Maßnahmen und Programmen direkt auzuzeigen und im Führungskreis transparent zu machen. Darüber hinaus führt die Veröffentlichung im Geschäftsbereich dazu, dass die Bewertung das Intellektuellen Kapitals im Konzern als verbindliches und dauerhaftes Thema wahrgenommen wird. Die mit der Berichterstattung einhergehende Regelmäßigkeit in Verbindung mit einem fixen Termin sorgt dafür, dass Wissensmanagement-Aktivitäten mit entsprechendem Nachdruck realisiert werden" [1]

Ausblick

Was sind die nächsten geplanten Schritte? ...

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Weiterführende Materialien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Alwert, Schmidt, Bornemann: Wissensmanagement als integraler Bestandteil der Unternehmensberichterstattung, in Betele, Gronau, Schütt, Weber (Hrsg.): Mit Wissensmanagement Innovationen vorantreiben!, KnowTech, 2010