Mit Communities of Experts Potenziale der Wissensvernetzung erschließen

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Dieser Artikel wurde einem Vortrag von Hans-Georg Schnauffer (Corporate Communications, Strategy and Technology, ThyssenKrupp AG, Essen) und Marc Nitschke, COO, Cogneon GmbH, Düsseldorf) auf der KnowTech 2010 entnommen. [1]


Situations- und Problembeschreibung

Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, kommt immer mehr darauf an, Wissen und Kompetenzen zu einem Fachgebiet aus den verschiedensten Bereichen einer Organisation zu bündeln. Diese Herausforderung wächst mit der Größe eines Unternehmens und gipfelt in der Vernetzung von Wissen im Kontext eines Konzerns, dessen einzelne Gesellschaften in einem großen Maße eigenverantwortlich am Markt agieren. Dieser Erfahrungsbericht beschreibt die systematische Erschließung der Potenziale durch die Entwicklung von Communities of Experts im Spannungsfeld zwischen organisationaler Fremdsteuerung und selbstorganisierter Gemeinschaft.

Zweck und Ziele

Vorgehensweise

Vorgehen zur Initialisierung von Communities of Experts bei ThyssenKrupp:

Vor dem Kontext dieser generellen Positionierung wurde bei ThyssenKrupp ein generisches Prozessmodell zur Initiierung neuer Communities of Experts nun mehrfach erfolgreich eingesetzt. Mit den vorliegenden Erfahrungen wurde die Vorgehensweise evolutionärer ausgehärtet. Entsprechend der Zielstellung, Entstehung der Vernetzung und Sicherstellung ihrer Nachhaltigkeit nicht dem Zufall und der Initiative Einzelner zu überlassen, umfasst dieser Prozess folgende fünf Schritte, deren Systematisiertheit sich aus dieser Zielstellung erklärt:

  • Schritt 1: Experten identifizieren und einbinden

Entlang der für den Konzern wichtigen Themenfelder werden über verschiedene interne aber auch externe Kanäle (Social Networks, etc.) potenzielle Experten recherchiert, über das Vorhaben zum Aufbau einer Community informiert und persönlich zur Teilnahme eingeladen. Bisher wurden in der Regel zwei bis dreistellige Zahlen potenzieller Experten identifiziert, von denen dann mit einer Gruppe von 10 bis 40 Teilnehmern gestartet werden konnte.

  • Schritt 2: Relevante Themengebiete abstecken, Wissenslandkarte entwickeln

In diesem Schritt wird eine Struktur der Wissenslandkarte mit den Fachvertretern im Vorfeld des Kick-off Meetings erarbeitet. Als Einstieg in die Vernetzung werden über einen „Wissensmarktplatz“ die ausgewählte Aktivitäten und Erfahrungen einzelner Teilnehmer vorgestellt. Ergebnis dieser Phase ist eine erste Wissenslandkarte, bzw. Sitemap, hinterlegt mit den jeweiligen Ansprechpartnern für die einzelnen Themengebiete. Diese Struktur wird im Intranet angelegt. Der Kick-off dauert ca. einen halben Tag.

  • Schritt 3: Wissenslandkarte mit Inhalten untersetzen

Das zweite Community-Meeting vertieft den Austausch und die Themenbearbeitung entlang der Wissenslandkarte. Über interne und externe Impulsvorträge fließen neue Anregungen in die Community und führen zu einer permanenten Dynamik der Wissenslandkarte. Über das Moderatoren-Team und den Support des Intranets werden parallel die HTML-Darstellungen im Intranet sukzessive ausgebaut. Immer öfter greifen jedoch auch die Experten selbst auf das Content Managment System zu und stellen ihre Inhalte direkt ein.

  • Schritt 4: Inhalte freischalten

In der Regel wird bereits im Rahmen des dritten Community-Meetings die Reife der meisten Inhalte festgestellt und die konzernweite Veröffentlichung vereinbart. Die Arbeit der Community erfolgt auf zwei Ebenen. Sie beginnt in einer geschlossenen geschützten Umgebung, zu der nur der Expertenkreis Zugang hat. In der zweiten Ebene werden Inhalte für alle Konzernmitarbeiter freigeschaltet und es kann ein Dialog über entsprechende Ansprechpartner erfolgen.

  • Schritt 5: Etablierung der Community als Experten Gremium

Nach der Freischaltung der Inhalte ist die Community nach außen sichtbar. Untermauert wird dieser Prozess durch interne Marketingmaßnahmen, wie die Darstellung über die Intranetstartseite, Newsletter (der auch die peripheren Interessenten mit einschließt), Berichte in der Mitarbeiterzeitschrift und Darstellung auf verschiedenen Fach- und Führungskräfte-Meetings. Diese Schritte werden vom Wissensmanagement- und Intranet-Team begleitet und prozessual geführt. In der Initiierungsphase erfolgt die Rollenausübung durch das worknet-Team. Diese Rolle ist für den weiteren Erfolg von zentraler Bedeutung [Wen00]. Im Laufe des Prozesses werden Kernteammitglieder der Community selbst aufgebaut, so dass im Zeitverlauf ein Übergang der Moderatorenrolle auf Fachexperten stattfindet. Auf diese Weise werden die Treiber- und Moderatorenrollen nachhaltig besetzt und die Fremdsteuerung zugunsten der Selbststeuerung zurückgeführt [Reinm00].

Ergebnisse

ThyssenKrupp erschließt mit dem beschriebenen strukturierten und generischen Community of Experts Ansatz relevante Wissens- und Kooperationspotenziale die nur im direkten Austausch (auch virtuell) von Experte zu Experte realisierbar sind. Nur so lässt sich der bereichs-, Konzernunternehmen- und themenübergreifende Austausch über Wissen und Erfahrungen bis in die Kapillaren der Organisation vortreiben. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Wertbeiträge dieser Netzwerkbeziehungen aus einer Management-Perspektive weder beobachtbar noch planbar sind. Dass die investierte Zeit aus Sicht der teilnehmenden Experten dennoch sehr lohnend ist, zeigen sowohl die durchweg sehr positiven Reaktionen auf die initialen Einladungen zur Teilnahme, als auch die wachsende Beteiligung. Bezogen auf das gesamte Portfolio der prinzipiell zur Verfügung stehenden Mechanismen und Kanäle zur Wissensvernetzung ergänzen Communities of Experts den etablierten Kanon um eine Komponente, die durch ihre Katalysatorwirkung für den Hierarchie-, Organisationseinheit- und Konzernunternehmen-übergreifenden Wissensfluss nicht nur heute, sondern auch perspektivisch und strategisch alternativlos bleiben dürfte.

Lessons Learned

Ausblick

Weiterführende Materialien

z.B. Vorträge, Leitfäden, Dissertationen, Infos für Mitarbeiter, Bücher …

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Einzelnachweise

  1. Mit Communities of Experts Potenziale der Wissensvernetzung erschließen, KnowTech, 2010