WissensTransferCamp 2025/Umsetzungsvarianten von Wissenstransfers

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Diese Session behandelt verschiedene Ansätze zum Wissenstransfer in Unternehmen, mit einem detaillierten Vergleich zwischen dem Cogneon-Prozess und dem Approach von Sell Consulting. Dabei werden strukturierte Methoden zur Dokumentation von Expertenwissen, Transferprozesse und praktische Implementierungsstrategien diskutiert. Besonders hervorzuheben sind die unterschiedlichen Herangehensweisen bei der Einbindung von Stakeholdern und der technischen Umsetzung der Wissensdokumentation.

Hauptthemen der Präsentation:

  1. Vergleich verschiedener Wissenstransfer-Ansätze
  2. Der Cogneon-Prozess im Detail
  3. Der Sell Consulting Ansatz
  4. Technische Dokumentation und Tools
  5. Transfergespräche und Begleitprozesse
  6. Implementierung in Unternehmen
  7. Rolle von KI im Wissenstransfer

Vergleich verschiedener Wissenstransfer-Ansätze

Die Session beginnt mit einer Diskussion über die etablierten Ansätze am Markt für Wissenstransfer. Dabei kristallisieren sich hauptsächlich drei bekannte Methoden heraus:

  • Der Cogneon-Prozess
  • Expert Debriefing
  • Der Wissenstransfer-Ansatz von Sell Consulting

Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Frage, wann und wie verschiedene Stakeholder in den Prozess eingebunden werden. Während einige Ansätze zunächst nur mit der Führungskraft und dem Experten arbeiten, setzen andere von Beginn an auf die Einbindung aller Beteiligten.

Die Teilnehmer diskutieren auch die Herausforderung der Skalierbarkeit verschiedener Ansätze. Während manche Dienstleister hauptsächlich auf die Ausbildung von Multiplikatoren setzen, bieten andere sowohl Ausbildung als auch direkte Prozessbegleitung an.

Der Cogneon-Prozess im Detail

Der Cogneon-Prozess folgt einer strukturierten Herangehensweise, die mit Vorgesprächen beginnt. Diese finden in der Regel mit der Führungskraft statt, wobei es unterschiedliche Varianten gibt, wann der Experte eingebunden wird.

Der Kern des Prozesses ist ein gemeinsamer Workshop mit drei Hauptbereichen:

  • Arbeitshistorie
  • Aufgaben (nimmt meist die meiste Zeit in Anspruch)
  • Wissensgebiete

In diesem Workshop sind der Experte, die Nachfolger und ein Moderator anwesend. Gemeinsam wird ein Maßnahmenplan abgeleitet, der die To-Do’s für den weiteren Wissenstransfer definiert. Diese Transferaktivitäten finden dann meist unbegleitet statt.

Der Prozess beinhaltet regelmäßiges Feedback-Einholen und bei Bedarf weitere Unterstützung, beispielsweise bei der Erstellung von sozialen Netzwerkdiagrammen. Am Ende steht eine Reflexion über den gesamten Wissenstransferprozess.

Der Sell Consulting Ansatz

Der Ansatz von Sell Consulting unterscheidet sich in mehreren wesentlichen Punkten vom Cogneon-Prozess. Zunächst gibt es eine obligatorische Infoveranstaltung, bei der alle Beteiligten anwesend sind:

  • Führungskraft
  • Wissensgeber
  • Wissensnehmer
  • Gegebenenfalls Betriebsrat und andere Stakeholder

Die Führungskraft eröffnet die Veranstaltung und übergibt dann den Prozess an Sell Consulting. Nach der Prozesserläuterung werden alle außer dem Wissensgeber weggeschickt, und die Wissenslandkarte wird aufgenommen.

Die Wissenslandkarte gliedert sich in sechs Hauptbereiche:

  • Fachwissen
  • Projekte
  • Arbeitsorganisation
  • Führung (oder “Sonstiges” bei Nicht-Führungskräften)
  • Persönliches Netzwerk
  • Unternehmen

Bei Bedarf kann die Struktur auf bis zu zehn Punkte erweitert werden, um spezielle Rollen oder Aufgaben abzubilden.

Technische Dokumentation und Tools

Ein wichtiger Aspekt der Diskussion betrifft die verwendeten Tools und Dokumentationsformate. Der Cogneon-Prozess nutzt hauptsächlich:

  • Mindmanager für die Erstellung von Wissenslandkarten
  • Export nach Word für die Weitergabe
  • HTML-Version für die Ansicht
  • Confluence-Wiki für die zentrale Dokumentation

Sell Consulting hat einen anderen technischen Ansatz entwickelt:

  • Mindmanager für die Wissenslandkarte
  • Export nach Excel
  • Speziell entwickelte Excel-Makros für die Datenverarbeitung
  • Integration der grafischen Wissenslandkarte in Excel-Arbeitsblätter

Die Excel-Lösung von Sell Consulting bietet eine strukturierte Darstellung mit der Wissenslandkarte auf der rechten Seite, Eingabefeldern in der Mitte und der Struktur auf der linken Seite. Dies ermöglicht eine konsistente Arbeitsweise über alle Seiten hinweg.

Transfergespräche und Begleitprozesse

Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Gestaltung der Transferprozesse. Sell Consulting plant standardmäßig zehn Treffen à 90 Minuten:

  • Fünf moderierte Transfertreffen
  • Fünf unmoderierte Zwischentransfertreffen

Die 90-Minuten-Regel basiert auf Erkenntnissen zur Aufmerksamkeitsspanne und entspricht der Dauer normaler Schulstunden. Bei den moderierten Treffen werden kleine Hausaufgaben vergeben und der Fortschritt kontrolliert.

Der Cogneon-Prozess setzt stärker auf selbstgesteuerte Maßnahmen, die aus dem gemeinsamen Workshop abgeleitet werden. Die konkreten Transferaktivitäten können vielfältig sein:

  • Podcasts
  • Videoaufzeichnungen
  • Vor-Ort-Begehungen
  • Dokumentenerstellung

Implementierung in Unternehmen

Die Diskussion zeigt verschiedene Implementierungsstrategien auf. Ein Beispiel aus der Praxis bei Vattenfall illustriert, wie Wissenstransfer systematisch in einem Unternehmen verankert werden kann:

Nach erfolgreichen Pilotprozessen wurde eine Empfehlung an den Vorstand erarbeitet, Wissenstransfer ab einer bestimmten Gehaltsgruppe verpflichtend zu machen. Dies betraf alle Führungskräfte und Ingenieure.

Für eine erfolgreiche Implementierung sind mehrere Faktoren entscheidend:

  • Unterstützung auf Vorstandsebene
  • Systematische Personalplanung
  • Jährliche Abstimmung mit der Personalabteilung
  • Berücksichtigung von Vorlaufzeiten

Die Herausforderung liegt darin, rechtzeitig zu identifizieren, wer das Unternehmen verlassen wird, um entsprechende Wissenstransferprozesse zu initiieren.

Rolle von KI im Wissenstransfer

Ein aktuelles Thema ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Wissenstransfer. Cogneon experimentiert bereits mit KI-Unterstützung in verschiedenen Prozessschritten, während Sell Consulting eine zurückhaltendere Position einnimmt.

Die Diskussion zeigt verschiedene Standpunkte auf:

  • KI kann bei der Transkription von Interviews unterstützen
  • Datenschutz und Datensicherheit sind kritische Faktoren
  • Die Akzeptanz bei älteren Wissensträgern ist fraglich
  • KI-Systeme sollten beim Kunden implementiert werden, nicht beim Dienstleister

Ein praktisches Beispiel aus Halle zeigt die Herausforderungen: Die Einführung eines Avatars für Wissensgespräche stößt bei älteren Mitarbeitern auf Skepsis. Die meisten Wissensträger sind zwischen 60 und 65 Jahre alt und bevorzugen persönliche Gespräche.

Fazit und Ausblick

Die Session verdeutlicht, dass verschiedene Ansätze zum Wissenstransfer ihre Berechtigung haben und je nach Unternehmenskontext unterschiedlich geeignet sind. Sowohl der Cogneon-Prozess als auch der Sell Consulting Ansatz haben sich in der Praxis bewährt, unterscheiden sich aber in wichtigen Details:

  • Stakeholder-Einbindung
  • Technische Umsetzung
  • Begleitprozesse
  • Skalierbarkeit

Offene Fragen für die Zukunft betreffen insbesondere:

  • Die optimale Integration von KI-Technologien
  • Die Weiterentwicklung von der punktuellen Wissenstransfer zum systematischen Wissensmanagement
  • Die Herausforderung des demografischen Wandels und der damit verbundenen Notwendigkeit, Wissenstransfer zu skalieren

Handlungsempfehlungen:

  • Unternehmen sollten Wissenstransfer systematisch in ihre Personalplanung integrieren
  • Die Wahl des Ansatzes sollte auf Unternehmenskultur und verfügbare Ressourcen abgestimmt werden
  • Bei der Einführung von KI-Technologien ist besondere Aufmerksamkeit auf Datenschutz und Nutzerakzeptanz zu legen
  • Eine schrittweise Entwicklung vom Wissenstransfer zum Wissensmanagement ist anzustreben